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Die alte Frau schenkte ihr keinen Blick. Das Haar hatte
sie vollständig in ein grünes Tuch
eingewickelt, und ihr Gesicht, verschrumpelt wie eine
Rosine, ruhte aufmerksam auf dem schlaffen Körper,
den ihre knochigen Hände mit Salben einrieben. Ein
seltsam säuerlicher, aber angenehmer Duft hing
unter der Plane, und Gunid sah sich suchend um, bis sie
entdeckte, dass er von einer Schale auf einem Dreibein
aufstieg, unter der ein Kienspan brannte.
– Zitat aus:
Falkenflug 1, Bändigerin der Schatten
Die rätselhafte Ingrun tritt wiederholt als Heilerin
in Erscheinung, wann immer sie gebraucht wird. Ist sie
wahrhaftig bloß eine Kräuterkundige? Oder eine
Hexe, wie ihr von manchen nachgesagt wird? Was immer von
beidem zutrifft, sie scheint mit ihrem Wanderleben
zufrieden.
Ihre Genügsamkeit und ihr Gespür für das
rechte Maß aller Dinge setzen sie im Tarot auf die
Position der Mäßigkeit. Falls das
Streben nach Reichtum oder Macht je eine Rolle in ihrem
Leben gespielt hat, so ist sie lange darüber hinweg.
Sie hat ihren Platz gefunden, ist im Reinen mit ihrer
Vergangenheit und frei von Furcht vor der Zukunft. Was
immer ihr begegnet, sie nimmt es als Teil ihres Weges an.
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